Das Gesetz über die erneuerbaren Energien (EEG) wurde anfang diesen Jahres durch eine Novelle in das neue Jahrzehnt gebracht. Spannend ist allerdings nochmal ein Blick zurück in dessen Entstehungsgeschichte und auf die Visionäre, die daran beteiligt waren. Unbedingt zu nennen ist hierbei Herman Scheer. Der 1944 geborene Bundestagsabgeordnete vertrat als Sozialdemokrat die klare Vision von solare Energie als zentralen Lösungsansatz für drängende Fragen zur nachhaltigen globalen Energieversorgung. Er ist einer der Väter des Erneuerbare Energien Gesetzes. Dieses Gesetz wurde in zahlreichen Ländern zum Vorbild für eine fortschrittliche Gesetzgebung und in Deutschland zum überaus erfolgreichen Rahmen für die Stärkung der erneuerbaren Energien und deren erfolgreiche Verankerung als Zukunftspfad. (mehr zur Herman Scheer hier)

In seinem Buch „Sonnenstrategie – Politik ohne Alternative“, 1993 erschienen bei Piper stellt er einen Gesamtblick auf die Thematik dar. Mit dem Blick von 2021 gelesen kann man nur staunen, wie im Grunde sämtliche Elemente der Debatte, die er anspricht heute Eingang gefunden haben in unsere täglichen Debatten. Aus dem Szenario des scheinbar gelösten Grundkonflikt des Kalten Krieges heraus stellt er die Forderung auf, dass die westlichen Demokratien sich der Verantwortung bewusst sein müssen, die Erkenntnisse über eine nicht – fossile Energiezukunft zum Zentrum der geostrategischen Ausrichtung zu machen. „Vom atomaren Nichtverbreitungsvertrag zum solaren Verbreitungsvertrag“ ist hier eine seiner Überschriften (übrigens auch lesenswert für alle, die heute mit dem Gedanken liebäugeln, dass nukleare Energieerzeugung doch wieder ein Lösungspfad werden könnte…).

Er formuliert ein klares Ziel:

Das Ziel im vor uns liegenden Jahrhundert muß das vollständige Ersetzen der herkömmlichen Energiequellen durch die stets aktuelle Sonnenenergie sein – also eine vollständige solare Energieversorgung der Menschheit. Allein dadurch können wir dem Organismus der Menschheit die Wiedergenesung auf Dauer ermöglichen.

Mit harter Kritik an jahrelang stattfindenden Analyse – Runden ohne konkreten Politik – Output hält er nicht zurück. Beim Lesen dieser Passagen kann man nur den Kopf schütteln und sich fragen, wie es möglich sein konnte, dass trotz dieser klaren Worte weitere Jahrzehnte im selben Politikmodus verschwendet werden konnten.

Aus heutiger Sicht würde man seine Sichtweise sicher ergänzen wollen um ergänzende Felder der erneuerbaren Energien. Beispielsweise Windenergie oder Pumpspeicherkraftwerke spielen in seiner Argumentation keine große Rolle. Andererseits ist vermutlich gerade diese geradlinige Fokussierung auf einen physikalisch, ökonomisch und ethisch klar begründbaren Lösungspfad Grund für die Kraft seiner Aussagen, die heute noch ins Herz unserer aktuell drängendsten globalen Themenstellungen zielen. Auch nach dreißig Jahren noch lesenswert für alle, die aktiv Politik gestalten wollen oder als mündige Bürger Teil der Mitgestaltung der Zukunft sein möchten.