In der vergangenen Woche habe ich eine Ausstellung über Hannah Arendt besucht. Eine der bedeutensten Denkerinen des 20.Jahrhunderts. Sie blickte in die Abgründe menschlicher Handlungsfähigkeit. Zu ihrem engen Freundeskreis gehörte der „Philosoph und wegweisende Theoretiker der internationalen Ökologiebewegung“* Hans Jonas (1903 – 1993). Die beiden kannten sich seit ihrer Studienzeit. Beide setzten sich mit der Frage nach Verantwortung auseinander. Beide hatten erlebt, dass Menschen in der Lage sind, das Grauenhafteste tatsächlich passieren zu lassen. Und beide leiteten jeweils die Pflicht zur Verantwortung ab.
Arendt sprach von der Verantwortung zur Urteilsfähigkeit und dazu, sich mit seinen Standpunkten dem öffentlichen Diskurs auszusetzen. Jonas betonte die Pflicht zur Verantwortung zur aktiven Eindämmung der Technologierisiken. Sein Plädoyer liest sich aus heutiger Sicht provokativ: wir wissen zu wenig über die Folgen der Technologieentwicklung. Daher können wir nicht davon ausgehen, dass schon alles irgendwie gutgehen wird. Vielmehr stehen wir in der Verantwortung, das schlechtmöglichste Szenario anzunehmen und unser Handeln entsprechend auszurichten. (In den Zeiten der Pandemie liest sich diese Aufforderung noch einmal drängender…)
Für uns bei LEWAK greenprojects geht es darum, Verantwortung zu übernehmen: wir leiten aus dem, was wir in der Welt beobachten ab, was Lösungsansätze sein könnten. Und dabei bleiben wir nicht in der Analyse oder Theorie, sondern gehen in die Praxis. Wir setzen uns – im Arendt`schen Sinn – der öffentlichen Kritik aus. Grundlage unseres Handelns ist dabei die Annahme, dass heute bereits absehbare gesellschaftliche Bruchlinien sich sehr wahrscheinlich vertiefen werden. Wir gehen also vom Schlimmsten aus und sind dabei voller Hoffnung. Die Übernahme von Verantwortung kann vielleicht genau dieses Szenario verhindern.
*Klappentext der Suhrkamp – Ausgabe